Von Cambrils (E) nach Bergen (N)

Click to rate this post!
[Total: 2 Average: 4.5]

Vor einigen Jahren hatte ich eine Tour, die ich niemals vergessen werde.

  • Mein Name ist Jakob Diener, ich bin freiberuflicher Redakteur und Journalist aus Berufskraftfahrer

Sie begann in meinem Heimatort Cambrils in Katalonien, wo ich frischen Fisch und Meeresfrüchte in meinen Kühlzug laden musste.

  • Schon beim Beladen roch es nach Meer, nach Salz und nach der Weite des Mittelmeers, und ich wusste, dass diese Fracht nicht nur wertvoll, sondern auch empfindlich war.

Alles musste schnell und zuverlässig nach Skandinavien gebracht werden, und allein dieser Gedanke setzte mich bereits von Beginn an unter Druck.

  • Die Fahrt führte mich damals zunächst über Madrid bis an die Grenze zwischen Spanien und Frankreich, wo ich den Grenzübergang Irun passierte.

Dort begann der erste Abschnitt einer langen, ungewissen Reise.

  • Frankreich lag vor mir mit endlosen Kilometern Asphalt, Mautstationen und monotonen Etappen, die sich wie eine Prüfung für Kopf und Körper anfühlten.
  • Weiter ging es über Belgien, wo die Straßen voller LKW waren und jeder Kilometer Konzentration verlangte.

Schließlich erreichte ich die belgisch-deutsche Grenze bei Aachen-Lichtenbusch, ein Moment, in dem mir klar wurde, dass ich nun wirklich Kurs auf den hohen Norden nahm.

  • Von dort zog sich die Strecke hoch durch Deutschland, vorbei an Köln und Hannover, bis ich bei Hamburg den Verkehrsstrom der Großstadt hinter mir ließ.
  • Auf der A7 spürte ich schon die Nähe zur See, und jeder Kilometer nach Kiel war ein Stück Vorfreude und gleichzeitig ein Kampf gegen Müdigkeit, Zeitdruck und Verantwortung.

In Kiel wartete schließlich die Fähre.

 

  • Als ich meinen LKW auf die Color Magic setzte, die damals im Jahr 2010 zwischen Kiel und Oslo verkehrte, fiel für einen Moment die Last von mir ab.

Die Überfahrt war wie eine kurze Pause von Motorengeräuschen, Staus und Stress, und doch wusste ich, dass der schwerste Teil erst noch vor mir lag.

  • In Oslo nahm mich die Straße wieder mit voller Wucht in ihren Griff.
  • Über die E16 ging es Richtung Bergen, und hier begann der wirklich anspruchsvolle Teil.

Die Landschaft war atemberaubend:

  • Tiefe Fjorde, schneebedeckte Berge und einsame Täler, die wie ein Gemälde wirkten.
  • Doch so romantisch das Bild auch war, so gnadenlos waren die Straßen.
  • Enge Kurven, schmale Fahrbahnen und unberechenbares Wetter forderten mich bis an die Grenzen.

Besonders der Lærdal-Tunnel, damals schon der längste Straßentunnel der Welt, war eine Prüfung.

  • 24,5 Kilometer Dunkelheit, nur unterbrochen von künstlichen Lichtinseln, machten die Fahrt monoton und belastend, und jeder Meter verlangte volle Konzentration.
  • Draußen vor dem Tunnel verschärften Schnee und Eis die Lage.

Damals herrschte in Norwegen, Schweden und Finnland eine strenge Schneekettenpflicht, die keinen Spielraum ließ.

  • Ich musste die Ketten mitführen und jederzeit bereit sein, sie aufzuziehen, sobald die Straßenverhältnisse es verlangten.

Dieser zusätzliche Druck lag wie ein Gewicht auf meinen Schultern, denn jeder Wetterumschwung konnte bedeuten, dass ich im Schneetreiben anhalten und in Kälte und Dunkelheit die Ketten montieren musste.

  • Gleichzeitig war da die Verantwortung für die empfindliche Fracht, die auch im schlimmsten Sturm nicht verderben durfte.

Und doch hatte diese Fahrt etwas zutiefst Romantisches.

  • Während ich mich durch Schneewehen kämpfte, während der Motor brummte und die Reifen auf vereisten Straßen kreischten, öffnete sich immer wieder der Blick auf die majestätische Natur Norwegens.
  • Berge ragten wie Wächter auf, Wasserfälle stürzten in die Tiefe, und die Fjorde glänzten im fahlen Licht des Nordens.

In diesen Momenten spürte ich trotz aller Anspannung eine seltsame Ruhe, eine Verbindung zu der rauen Schönheit dieses Landes, das mich zugleich herausforderte und faszinierte.

  • Am Ende war es genau diese Mischung aus Stress, Gefahr und Romantik, die diese Tour für mich unvergesslich machte.
  • Es war eine Reise, die mir alles abverlangte, die mich an meine Grenzen brachte, aber auch eine, die mir die wohl eindrucksvollsten Bilder meiner Fahrerlaufbahn schenkte.

Cambrils, das Meer, der lange Weg durch Europa, die Fähre nach Oslo und schließlich die Fahrt über die E16 bis nach Bergen – all das war mehr als nur Arbeit, es war ein Abenteuer, das mich für immer geprägt hat.

Click to rate this post!
[Total: 2 Average: 4.5]

1 thoughts on “Von Cambrils (E) nach Bergen (N)”

  1. Ja, das glaube ich, ungesehen. Das diese Fahrt Dich geprägt hat.
    Alleine schon die Unbeständigkeit des Wetters.
    Mir persönlich machen Tunnel Angst.
    Mir hätte es sehr viel Überwindung gekostet, durch den Tunnel zuführen.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Post